Trauergruppe

Fundstücke

Raus mit der Kohle!

 

In einem Interview in der "Süddeutschen" vor ein paar Wochen sagt die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff Kluges über Geld, die Herren der Schöpfung und zeigt eine entspannte Haltung zum Geld - und Geldausgeben.

 

S. Lewitscharoff ist Schriftstellering, 59, in Stuttgart aufgewachsen und erhielt vor Kurzem den Georg-Büchner-Preis. Zuletzte veröffentlichte sie den Roman "Blumenberg". Der Journalist Andreas Zielcke sprach mit ihr über ein unpoetisches Thema: Geld.

(...)

Süddeutsche:

Zerren nicht auch an Ihren deutschen, schwäbischen Nerven diese vielen, vielen Milliarden an Schulden, für die Deutschland inzwischen einstehen muss?

 

Sibylle Lewitscharoff:

An meinen Nerven zerrt nichts dergleichen. Wenn es dem Euro schlechter geht, geht es uns allen schlechter. Gemeinsam verarmen ist nicht so schlimm, dann richten wir unsere Leben zusammen neu ein. Der blinde Schrecken käme für mich erst, wenn mich der Geldverlust allein träfe und alle um mich herum behielten ihren Wohlstand.

 

Das klingt nach einem entspannten Verhältnis zum Geld - eher nicht schwäbisch.

 

Stimmt. Nachdem ich über Jahrzehnte nur bescheiden verdient habe und mir seit wenigen Jahren ein gutes Einkommen aus den Büchern unverhofft in den Schoß gefallen ist, bin ich optimistisch und halte in der Tat nicht schwäbisch-übervorsichtig das Geld fest. Abgesehen von einer vernünftigen Altersvorsorge gebe ich es gerne aus, zum Beispiel mit Freunden im Wirtshaus. Raus mit der Kohle!

 

Wenn Sie Ungleichheit bei Armut als Problem sehen, wie verhält es sich dann mit der wachsenden Ungleichverteilung des Reichtums?

 

Da sind Kräfte am Werk, die demokratiezerstörend wirken. Nichts gegen wirtschaftendes Vermögen, das sinnvoll investiert wird, klar. Daneben gibt es aber einen wachsenden Reichtum, der ererbtoder sonst wie angesammelt ist. und der einen kleinen Schicht erlaubt, allein darüber zu entscheiden, wohin die Geldströme fließen und wer in ihren Genuss kommt. Umgekehrt sind viele Leute in Berufen, die hart arbeiten und für die Gesellschaft größte Bedeutung haben, wie Polizisten, Krankenpfleger, Dienstpersonal, aber vollkommen unterbezahlt. Ungleichheit ist ein Demokratiekiller. Jedenfalls auf Dauer.

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Gut gesprochen, finde ich.