Trauergruppe

Fundstücke

Der artesische Brunnen

 

Etwas Leichtes zum Frühling von Durs Grünbein

 

Die Worte, ach ja, die Worte.

Sie träumen alle nur von den Worten,

dass sie im rechten Moment aufperlen mögen

wie die Bläschen im Mineralwasserglas.

Vorsicht beim Öffnen, mein Herz.

 

Den Gefallen aber tut Sprache uns selten.

Dafür lenkt sie uns ab, wo sie kann, führt uns

den Irrweg entlang überraschend ans Ziel.

Ist Lebensfreude nicht ein Mysterium?

Und warum ist Rosa kein Wind?

 

Das Frivole hier und da. Es ist überall,

wenn die Worte steigen. Was Erde hält,

ist nicht leicht zu sagen. Auch nicht, was Tod

wirklich ist. Sprache gibt es nicht her.

Und jeder Unfall sieht aus wie gewollt,

weil auch die falsche Regung die eigene war.

 

Etwas Leichtes zu schaffen aus Worten,

leicht, wie man bei Rot über die Straße geht,

den Schrecken im Voraus zu bannen, weil alles,

man weiß es, sich ändern wird, ändern muss

ist es das, was Orpheus wollte, ahnungslos was

als Nächstes kam und im Grunde darüber froh?