Fundstücke
"Ich glaube an das Humane, das reicht"
Die Kinderbuchautorin Christine Nöstliner im „Chrismon“-Interview „Fragen an das Leben“ über den Glauben an Gott – und wann wir uns lebendig fühlen
Frage von Dirk von Nayhauß: Haben Sie eine Vorstellung von Gott?
Christine Nöstlinger: (…) Nein, ich glaube nicht an Gott. Ich habe den Glauben, dass Menschen, die in besseren Umständen leben, zu Geschöpfen werden, die zu Empathie fähig sind. Ich glaube an das Humane, ich glaube an Freiheit, an Gleichheit – dieser Glaube reicht mir.
Dirk von Nayhauß: In welchen Momenten fühlen Sie sich lebendig?
Christine Nöstlinger: Man fühlt sich ja auch lebendig, wenn es schmerzt. Das ist zwar keine lustige Lebendigkeit, aber da ich allerhand habe, was mich schmerzt, fühle ich mich, mit 80 Jahren, oft lebendig.
Es gibt aber auch schöne Momente: Wenn ich am Abend auf meiner Terrasse sitze und der Himmel ist voller Sterne.
Das Schreiben hat mir oft mehr Spaß gemacht als alles andere, vor allem in der Zeit, als ich zwei halbwüchsige Töchter hatte und einen relativ in sich gekehrten Ehemann. Ich war gefangen in einem Leben, das ich für mich so nie geplant hätte, ich hatte mich nie als Hausfrau entworfen, das wollte ich einfach nicht. Nur beim Schreiben war ich mit mir selber zufrieden."
Das Interview wurde geführt von Dirk von Nayhauß und ist in Gänze nachzulesen in der „Chrismon“-Ausgabe 05.2017 auf Seite 38
Dirk von Nayhauß hat viele dieser Nachfragen in einem Buch herausgegeben: „Ich lebe. Wofür es sich lohnt“. Edition Chrismon
Christine Nöstlinger, 1936 geboren, schrieb mehr als 100 Kinder- und Jugendbücher und ist mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt worden. Die Verfilmung ihres Romans „Maikäfer, flieg“ läuft gerade im Kino (Mai 2017). Christine Nöstlinger lebt in Wien und hat zwei Töchter.