Trauergruppe

Fundstücke

Die Kunst der Wahrnehmung

 

Arnd Brummer notiert in „Chrismon“ einige Überlegungen zum Verstehen und gegenseitigen Wahrnehmen. Wie diese:

 

Die Philosophie der Wahrnehmung, im Wesentlichen begründet von Hans-Georg Gadamer, versteht die Wahrheit als „eine Sache der Erfahrung und des Gesprächs. In der Auseinandersetzung mit Menschen, mit Theorien und Kunstwerken überprüfe ich, was meine Wahrnehmung wert ist. Dazu muss ich sie äußern, mitteilen, aber eben nicht als abgeschlossenes Urteil, sondern als meine Einschätzung.

 

Die Kombination aus Mitteilungsfreude und erkennbarer Relativierung meines Urteils finde ich auch im Umgang mit Dingen wie dem  ,Heiligen‘ in einer religiös vielfältigen Gesellschaft von größter Wirklichkeit. Bei dem Theologen Ingolf Dalferth habe ich zum Beispiel den wunderbaren Gedanken gelesen:

 

Nicht der Ort ist heilig, unsere Wahrnehmung heiligt ihn.

 

Oder etwas schlichter:

Was für die eine ein Schafstall ist, erweist sich für ihren Nachbarn als Heiligtum. (…)

 

,Ich nehme wahr …‘ heißt: Ich versuche zu verstehen und bin bereit, aus dem Verständnis des anderen – eines Kunstwerks, einer religiösen Handlung, eines anderen Menschen – auch mich selbst neu zu verstehen, zu lernen. Indem ich beschreibe, was ich wahrnehme, gebe ich auch Auskunft über mich und darüber, wer und wo ich gerade mit Geist und Seele bin.

 

(Die ganze Kolumne lesen Sie in der „Chrismon“ von April 2013 auf Seite 24)