Fundstücke
"Sterben macht Höllenangst"
Dem Sterben widmet der neue "Spiegel" seine Titelgeschichte. Das Tabuthema Tod ist kein Tabu mehr - und es gibt schon heute gute und praktizierte Ideen für ein Sterben ohne Angst. Ein Grund mehr, über unsere letzten Tage zu reden.
Im erwähnten Artikel heißt es unter anderem:
Sterben macht Höllenangst.
Auch deshalb reden die meisten Menschen nicht darüber- Aber sie sollten es tun, dringend, das ist die neue Idee: Lasst uns übers Sterben sprechen. Und zwar oft und ausführlich, so, wie man sich über Kindererziehung und Liebesdinge unterhält. Mehr noch: am besten plant jeder schon mal sein eigenes Sterben – so, wie man sich auf Geburten vorbereitet. Mit allen Beteiligten reden, sich von einer Fachkraft beraten lassen, und die Aufgaben für den Tag X verteilen.
Mit Sprechen und Planen kriegt man die Angst weg. Und vorbereitet und angstfrei stirbt es sich besser. Wer darüber redet, beginnt, den Tod als Teil des Lebens zu begreifen. Wer fragt und zuhört, erfährt, dass er entgegen aller Erwartung vieles selbst bestimmen kann auf dem Weg zu seinem Ende.
(…)
Es sind Ärzte, die Hunderte Menschen haben sterben sehen, die den Tod nicht mehr als Feind sehen, den es zu bekämpfen gilt; Ärzte wie der Neurologe Gian Domenico Borasio, der an der Universitätsklinik in Lausanne die Palliativmedizin leitet.
(Borasio) meint, dass das Schweigen über das eigene Sterben die Sache noch verschlimmere. „Das ist eine sich selbst erfüllende Prophezeiung“, sagt er. „Wer Angst vor einem qualvollen Sterben hat, redet nicht darüber, bekommt deswegen keine Informationen, kann nicht gut planen, und die Angehörigen wissen nicht über seine Wünsche Bescheid, wenn sie für ihn entscheiden müssen.“
Sprechen also. Es ist ein guter Zeitpunkt. Der moderne Mensch tut zwar möglichst so, als würde gar nicht gestorben. Die Hinfälligen schickt er ins Altenheim und ins Krankenhaus; dort hauchen sie ihr Leben aus, nicht mehr, wie einst, daheim. Und zwei Drittel der Deutschen glauben laut einer aktuellen TNS-Emnid-Umfrage, die Gesellschaft verdränge das Thema Tod „eher“ oder sogar „sehr“. Zu nach darf er jedenfalls nicht kommen. Das bewiesen im Februar einige Hausbesitzer im Hamburger Süden, die gegen ein Hospiz in ihrer Nachbarschaft protestierten.
So weit der Artikel.
Was meinen Sie, sollten wir ausführlich darüber reden – oder warten, was kommt?
Ich freue mich, Ihre Meinung zu erfahren.
Den gesamten Artikel lesen Sie im Spiegel Heft 22/2012 von Seite 110 bis Seite 120. Seine VerfasserInnen sind Rafaela von Bredow, Annette Bruhns, Manfred Dworschak, Laura Höflinger, Anna Kistner, Conny Neumann.