Fundstücke
"Ich habe einen Freund beim Sterben begleitet. Das hatte etwas Tröstliches"
In der Rubrik "Ich habe einen Traum" des "Zeit-Magazins" erinnert sich Dagmar Manzel an Abschiede in ihrem Leben
Dagmar Manzel ist Schauspielerin und Sängerin, unter anderem im "Tatort" und dem Film "Stiller Sommer". Nachdem sie einen Schauspieler-Albtraum erzählt hat und vom Umgang mit der Sprache erinnert sie sich:
"In meinem Leben gab es einige Momente der absoluten Sprachlosigkeit. Ich war 30, als mein Vater starb. Es war viel zu früh. Ich konnte mich nicht von ihm verabschieden. Diese Erfahrung hat mich traumatisiert, und ich war tatsächlich lange Zeit sprachlos. Ich wollte mit niemandem reden und konnte das auch gar nicht. Viele Jahre später habe ich einen Freund beim Sterben begleitet. Das hatte etwas Tröstliches, für beide Seiten. Mir wurde bewusst, dass man eine solche Möglichkeit unbedingt ergreifen sollte. Für den Sterbenden ist es wichtig, dass jemand Vertrautes da ist, für einen selbst aber auch. Dass ich mich von ihm verabschieden konnte, half mir, mit der Trauer zu leben.
Stille enthält für mich den Reichtum aller Sprachen. Ohne dass gesprochen wird, ist alles gesagt. Worte sind überflüssig. Meinem Traum von Verbundenheit durch gemeinsames Schweigen bin ich durch eine buddhistische Meditationstechnik sehr nahe gekommen, das Zazen: Die verschiedensten Menschen schweigen gemeinsam. Ohne Worte finden sie zu gegenseitigem Einvernehmen und zu einem universellen Ganzen."
Der ganze Traum wurde aufgezeichnet von Nana Heymann und ist nachzulesen im "ZeitMagazin" vom 10. April 2014 auf Seite 32 und zu finden unter: